Globale Pfoten: Warum Hunderassen keine Grenzen mehr kennen

Schweizer Sennenhunde in Skandinavien, kanadische Labrador Retriever und Neufundländer in Deutschland, ungarische Magyar Vizslas in Frankreich, der mexikanische Chihuahua in Südkorea, der Rhodesian Ridgeback in Italien, britische, deutsche und französische Jagdhunderassen überall in den jagdbegeisterten ländlichen Gegenden Südeuropas, Anatolische Hirtenhunde in Österreich, etc.

Die Liste der einstmals regionalen (autochthonen*) Rassen, die heute in weit entfernten Ländern zu den beliebtesten Rassen gehören, ist lang und wächst stetig. Immer mehr Menschen hier in Europa, aber auch selbst in Ländern, die wir aus europäischer Sicht bisher nicht so sehr als Hundeländer gesehen haben, wünschen sich Rassen, die ursprünglich in weit entfernten Ländern entstanden. Die Mittelschicht in Sofia oder Lissabon entscheidet sich genauso für familientaugliche Golden Retriever wie die deutsche Familie.

Grenzenlos

Es gibt keine Grenzen mehr für Rassen und deren Gene. Einstmals fremde Rassen finden sich heute weltweit. Und die Zahl der weiterhin autochthonen Rassen, die nur selten den Weg über die Grenzen ihres Ursprungsgebietes finden, wird immer geringer, dank unser aller Reisefreudigkeit und dem internationalen Tierschutz, der Straßenhunde aus aller Welt einfach über das Internet vermittelt. Ein Hundepass, eine Impfung und ein Flugpate sind alles, was es braucht, damit ein Hund aus Marokko nach nur wenigen Flugstunden ein neues Zuhause in Düsseldorf findet. Ganz zu schweigen von den tausenden Hunden aus dem Tierschutz in Süd- und Osteuropa.

Heute sind Menschen mobiler als je zuvor. Sie reisen mit ihren Hunden durch ganz Europa und ziehen in andere Länder, nehmen ihre Hunde mit oder adoptieren Tiere aus dem Ausland. Tierschutzorganisationen vermitteln viele Hunde in neue Heimatländer – oft aus Regionen, in denen es besonders viele Straßenhunde gibt oder die Bedingungen für Tiere schwierig sind. In Ländern wie Spanien, Griechenland oder Rumänien gibt es auch in den Mittel- und Oberschichten sowohl den Wunsch als auch die finanziellen Möglichkeiten, Hunderassen zu erwerben und zu halten, die nicht aus diesen Regionen stammen. 

Bei einer kürzlichen Dienstreise nach Indien stellten wir mit Erstaunen eine zunehmende Tendenz zur Haltung von Rassehunden fest, insbesondere in den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten. In Bangalore waren wir verblüfft über die Zahl an Hundeparks, in denen Dogsitter vor allem Labrador Retriever spazieren führten – offensichtlich eine sehr beliebte Rasse und vielleicht Status-Symbol unter den städtischen Indern, die sich einen Hund leisten können. Und ein befreundetes kanadisches Ehepaar aus Berlin hat während seines Urlaubs in Griechenland einen reinrassigen Kritikos Lagonikos adoptiert und ihn später mit nach Alberta genommen.

Welpenhandel & “Vermehrer”

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist, dass bestimmte Länder – insbesondere in Osteuropa – vermehrt Standort sogenannter „Vermehrer“ von Rassehunden sind – also Züchter, die Hunde oft unter fragwürdigen Bedingungen und ohne Rücksicht auf Gesundheit oder Wohlbefinden der Tiere vermehren. In diesen Ländern gibt es daher eine besonders hohe Dichte an Rassen, die dort eigentlich nicht heimisch sind, aber gezüchtet und dann, häufig auf illegalem oder zumindest fragwürdigem Weg, nach Westeuropa verkauft werden – der Überschuss landet allerdings auch auf der Straße.

Diese Welpen stammen oft aus Massenzuchten, in denen Hündinnen als Gebärmaschinen missbraucht werden und die Tiere unter schlechten hygienischen und sozialen Bedingungen aufwachsen. Sie werden dann viel zu früh von der Mutter getrennt und in Westeuropa über dubiose Kleinanzeigen, Händler oder sogar direkt aus dem Kofferraum heraus verkauft – mit traurigen Geschichten, die Käufer zum schnellen Zugreifen bewegen sollen. 

All das führt dazu, dass Hunderassen heute längst nicht mehr nur in ihren Ursprungsregionen zu finden sind – sei es auf verantwortungsvolle Weise durch Adoption und bewusste Anschaffung oder durch die Machenschaften des unseriösen Welpenhandels.

*Autochthone Hunderassen sind ursprünglich in einer bestimmten Region entstanden und haben sich dort über lange Zeit entwickelt und an die lokalen Gegebenheiten angepasst 

Globale Pfoten

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