Der MDR1-Gendefekt bei Hunden, auch als P-glykoprotein-Mangel bekannt, ist eine genetische Anomalie, die das P-glykoprotein beeinflusst. Dieses Protein ist Teil des zellulären Membran-Transporters und ist dafür verantwortlich, verschiedene Substanzen, einschließlich Medikamenten, aus der Zelle herauszuführen. Der MDR1-Gendefekt führt dazu, dass das P-glykoprotein nicht richtig funktioniert, was dazu führen kann, dass bestimmte Medikamente in höheren Konzentrationen in der Zelle bleiben und dadurch möglicherweise toxisch wirken.
Der MDR1-Gendefekt tritt hauptsächlich bei Hunden auf, ist jedoch auch bei anderen Arten, wie z.B. Pferden, Katzen und Rindern, beschrieben worden. Es ist autosomal rezessiv vererbt, d.h. dass ein Tier zwei Kopien des defekten Gens haben muss, um den Defekt zu zeigen.
Was sind Membran-Transporter?
Membrantransporter sind spezielle Proteine, die in der Zellmembran eingebettet sind und dafür verantwortlich sind, bestimmte Substanzen, wie zum Beispiel ionische und hydrophile Moleküle, sowie Medikamente und Toxine, in die Zelle hinein oder aus der Zelle heraus zu transportieren. Sie spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und in der Zellregulation und können auch die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen.
Es gibt verschiedene Arten von Membrantransportern, die unterschiedliche Substanzen transportieren. Einige transportieren zum Beispiel Natrium- und Kaliumionen, andere organisches Anionen, wieder andere transportieren bestimmte Wirkstoffe von Medikamenten.
Die häufigsten Medikamente, die von Hunden mit MDR1-Gendefekt beeinträchtigt werden, sind die sogenannten Makrolide (einschließlich Erythromycin und Clarithromycin) sowie Loperamid, ein Medikament gegen Durchfall, sowie bestimmte Chemotherapeutika und Immunsuppressiva.
Ein möglicher MDR1-Gendefekt lässt sich mittels eines entsprechenden DNA-Tests erkennen.
MDR1-Gendefekt bei Hunden
Bei Hunden kann der MDR1-Gendefekt Auswirkungen auf die Blut-Hirn-Schranke haben und zu toxischen Wirkungen im Gehirn führen, wenn bestimmte Medikamente verabreicht werden. Wenn das P-glykoprotein aufgrund des MDR1-Gendefekts nicht richtig funktioniert, kann es dazu führen, dass Medikamente in höheren Konzentrationen in das Gehirn gelangen.
Blut-Hirn-Schranke
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Schicht von Zellen, die das Gehirn und das Rückenmark von den übrigen Körperteilen abschirmt. Sie verhindert, dass viele Substanzen, einschließlich Medikament-Wirkstoffe, in das Gehirn gelangen. P-glykoprotein, das von dem MDR1-Gendefekt beeinflusst wird, ist Teil dieser Schranke.
Einige Hunderassen, wie zum Beispiel Collies, Shelties, Longhaired Whippets, und Miniature American Shepherds, sind besonders anfällig für den MDR1-Gendefekt. Er kann jedoch auch bei anderen Rassen und sogar in Mischlingen vorkommen.
Wenn ein Hund mit MDR1-Gendefekt bestimmte Medikamente einnimmt, kann es zu unerwünschten Reaktionen wie Schwindel, Ataxie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Lethargie, Erregung, Muskelzittern und sogar zu Koma oder Tod kommen. Daher ist es wichtig, dass Hunde mit potentiellem Gendefekt vor der Verabreichung von Medikamenten getestet werden, um unerwünschte Reaktionen zu vermeiden.
Welche Medikamente für Hunde sind gefährlich?
Einige Medikamente können für Hunde mit MDR1-Gendefekt besonders gefährlich sein, da sie in höheren Konzentrationen in das Gehirn gelangen können. Einige dieser Medikamente sind:
- Makrolide, einschließlich Erythromycin und Clarithromycin. Diese Antibiotika können Schwindel, Ataxie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Muskelzittern verursachen.
- Loperamid, ein Medikament gegen Durchfall, kann bei Hunden mit MDR1-Gendefekt zu Schwindel, Ataxie und Muskelzittern führen.
- Chemotherapeutika wie Vincristin und Vinblastin können neurotoxische Wirkungen haben, wie zum Beispiel Schwindel, Ataxie, Erbrechen, Durchfall und Muskelzittern.
- Immunsuppressiva, wie Ciclosporin, können Schwindel, Ataxie, Erbrechen, Durchfall und Muskelzittern verursachen.
- Andere Medikamente wie Acepromazin, Butorphanol, Diphenhydramin, Doxyzyclin, Ivermectin, Ketoconazol, Milbemycin oder Rifampicin
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Hunde mit MDR1-Gendefekt auf diese Medikamente gleichermaßen reagieren werden und dass es auch andere Medikamente geben kann, die sicher sind, aber im Einzelfall trotzdem Probleme verursachen können.
Welche Hunderassen sind betroffen
Einige Hunderassen sind besonders anfällig für den MDR1-Gendefekt, darunter:
- Collie
- Longhaired Whippet
- Miniature Australian Shepherd
- Shetland Sheepdog
- Silken Windhound
- Australian Shepherd
- McNab
- Wäller
- Weißer Schäferhund
- Old English Sheepdog
- English Shepherd
- Deutscher Schäferhund
- Border Collie
Er kann jedoch auch bei anderen Rassen und sogar in Mischlingen vorkommen.
Lesestoff
- „P-glycoprotein deficiency (MDR1 gene mutation)“ von Washington State University College of Veterinary Medicine
- „P-glycoprotein (MDR1) deficiency in dogs“ von the American College of Veterinary Pharmacology and Therapeutics
- „MDR1 gene mutation in dogs“ von the American Veterinary Medical Association
- https://mdr1-defekt.transmit.de/mdr1-defekt/mdr1-gendefekt-beim-hund